FdH Diät – Friss die Hälfte Diät
6.420.000 Treffer erzielt man bei Google, wenn man das Wort “Diät” eingibt. Allein diese gigantische Zahl zeigt schon wie unüberschaubar das Angebot an möglichen Diäten ist. Die Palette reicht von A wie “Abnehmen mit Genuss” bis X wie “XX Well”. Und natürlich verspricht jede Diät die effektivste und angenehmste Methode zu sein, um schnell das individuelle Idealgewicht zu erreichen, und es vor allem auch zu halten. Der Markt ist so riesig, weil die Nachfrage so groß ist – einer Studie des Robert-Koch-Institutes zufolge leiden in Deutschland ca. 67% der Männer und ca. 53% der Frauen an Übergewicht. Auch jedes 7. Kind ist bereits übergewichtig. Angesichts dieser besorgniserregenden Zahlen wundert es nicht, dass das Geschäft mit dem Abnehmen boomt. Ganze Industriezweige beschäftigen sich mit der Herstellung von “Light-Produkten”. Für viel Geld werden Schlankheitspillen oder –pulver angeboten, deren Wirksamkeit in den seltensten Fällen nachgewiesen ist. Darüber hinaus versprechen zahllose Institute oder “Abnehm-Coaches” Hilfe bei einer schnellen Gewichtsreduktion. Das alles vor dem Hintergrund einer Schlankheitsideologie, die von Medien und der Modewelt diktiert wird; wer schlank ist, ist “hip” und darf “so bleiben wie er ist…”.
Eine der simpelsten Methoden abzuspecken ist die FdH-Diät. FdH steht für “Friss die Hälfte”, und damit ist auch schon die ganze, banale Art der Diät erklärt. Man braucht keine Punkte zu zählen wie bei Weight-Watchers, oder teure Präparate zu kaufen, die entweder die Fettverbrennung beschleunigen sollen oder in Getränkeform ganze Mahlzeiten ersetzen. Auch die Ernährung muss nicht umgestellt werden; alles was man bisher gegessen hat, kann man auch weiterhin essen. Eben nur halb so viel. Auftretende Hungerattacken werden mit reichlich Mineralwasser unterdrückt, und wenn das Abnehmen nicht schnell genug geht, kann man dazu noch Sport treiben. Das klingt einfach und ist wohl eine der ältesten und bekanntesten Reduktionsdiäten überhaupt.
Vorteile der FdH-Diät
Die Vorteile, mithilfe dieser scheinbar radikal einfachen Methode Gewicht zu verlieren, liegen klar auf der Hand. Eine FdH-Diät kann sofort begonnen werden, auch ohne vorher einen Arzt zu konsultieren. Es müssen keine komplizierten Diätpläne erstellt werden und auch das Einkaufsverhalten muss sich nicht ändern. Der Verzicht auf Alkohol, der die Fettverbrennung verlangsamt, und das Vermeiden von Kohlenhydraten nach 18 Uhr, sind nicht notwendig. Darüber hinaus ist diese Form der Diät unauffällig und die Familie bzw. der Freundeskreis braucht sich in keiner Weise umzustellen, wenn gemeinsam gekocht und gegessen wird. Schafft man es konsequent nur die Hälfte der normalerweise gegessenen Kalorien zu sich zu nehmen, wird man mit der FdH-Diät sicher Gewicht verlieren. Trotz aller Vorteile dieser Methode ist sie, vor allem unter Medizinern, umstritten. Warum, das zeigen die…
Nachteile der FdH-Diät
Wenn der Körper auf eine durchschnittliche Zufuhr von ca. 2000 Kalorien eingestellt ist, und diese Zufuhr abrupt auf die Hälfte reduziert wird, werden mit Sicherheit früher oder später Heißhungerattacken auftreten. Diese können zwar mit Mineralwasser kurzzeitig unterdrückt werden, müssen jedoch als Begleiterscheinung der FdH-Diät eingeplant und in Kauf genommen werden.
Da die normalerweise zu sich genommene Essensmenge individuell sehr unterschiedlich ist, bietet sich hier ein weites Feld für den Selbstbetrug; wer weiß schon, ob man ohne Diät nicht zwei Portionen von einem leckeren Essen gegessen hätte? Also ist eine normale Portion doch schon die Hälfte, oder? Durch den völligen Verzicht auf das Zählen von zu sich genommenen Kalorien, fällt es schwer zu beurteilen, ob nicht bereits die Hälfte der normalen Portionen im Grunde zu viel ist. Das heißt im schlimmsten Fall nimmt man überhaupt nicht ab, hat aber trotzdem ständig ein Hungergefühl, das man unterdrücken muss. Dieser Heißhunger ist der subjektiv gravierendste Nachteil einer FdH-Diät.
Aus medizinisch/gesundheitlicher Sicht gibt es weitere Nachteile zu bedenken. Wer sich bereits im Vorfeld einer Diät ungesund und unausgewogen ernährt, reduziert nicht nur die ungesunden und dickmachenden Nahrungsmittel, sondern zwangsläufig auch die wichtigen und wertvollen Nährstofflieferanten. Durch diese Unterversorgung mit essentiellen Nährstoffen schaltet der Körper in eine Art Energiesparmodus; man ist weniger leistungsfähig und fühlt sich schneller schlapp und ausgepowert. Schlimmstenfalls können daraus ernsthafte Mangelerscheinungen erwachsen. Darüber hinaus wird das Immunsystem geschwächt und der Körper ist anfälliger für Infektionskrankheiten.
Da bei einer FdH-Diät keine echte Ernährungsumstellung stattfindet, kann der durch die Diät erreichte Gewichtsverlust nur gehalten werden indem man bei FdH bleibt. Folgt man seinem natürlichen Hungergefühl und isst wieder normale Portionen, tritt zwangsläufig der sogenannte Jo-Jo-Effekt ein, und man wird schnell wieder sein altes (Über-) Gewicht erreicht haben. Sollte man trotz dieser nicht zu unterschätzenden Nachteile und Risiken entschlossen sein eine FdH-Diät zu machen – entweder weil einem andere Diäten zu aufwändig erscheinen oder schon zuvor nicht geholfen haben dauerhaft abzunehmen – sollte man folgende Punkte berücksichtigen.
Die individuell angepasste FdH-Diät
Im Vorfeld einer FdH-Diät ist es sinnvoll sich die eigenen Essgewohnheiten klar zu machen. Ein über mehrere Tage geführtes Ernährungs-Tagebuch kann dabei sehr hilfreich sein. Darin hält man genau fest, wann, was und wie viel gegessen, bzw. getrunken wird. Isst man aufgrund eines echten Hungergefühls, aus Gewohnheit oder Langeweile, oder aus purer Naschsucht? Isst man über das normale Sättigungsgefühl hinaus, weil es besonders gut schmeckt? Trinkt man Wasser aus Durst oder süße Softdrinks wegen des Geschmacks? Allein die Beschäftigung mit der Dokumentation des eigenen Ess- und Trinkverhaltens kann schon ein neues Bewusstsein für das Thema Ernährung im Allgemeinen wecken.
Die so gewonnenen Informationen und Erfahrungen über Art und Menge der zu sich genommenen Nahrung kann man dann unter dem Aspekt der Nahrungsmittelwertigkeit analysieren. Hier bietet sich als Bewertungsgrundlage das Modell der Ernährungspyramide an. 2005 hat die “Deutsche Gesellschaft für Ernährung” eine aktualisierte Ernährungspyramide vorgestellt. Die Basis dieses Modells ist eine ausreichende Menge an Flüssigkeit – mindestens 1,5 Liter, vorzugsweise Wasser. Darüber befindet sich die Gemüse/Obst Ebene mit 26 bzw. 17% Anteil. Dann folgt die Gruppe der Kohlehydrathaltigen Nahrungsmitteln mit 30%. Milchprodukte machen 18% und tierische Proteine wie Eier, Fleisch und Fisch 7% aus. Ganz an der Spitze der Pyramide sind Fette, Öle und Zucker mit 2% zu finden. Das ist natürlich ein idealisiertes Modell, kann aber als grobe Richtlinie einer gesunden Ernährung hilfreich sein. Kommt die eigene Ernährungsweise diesen Richtwerten nah, spricht nichts gegen den Versuch einer FdH-Diät. Mangelerscheinungen sind dann nicht zu befürchten. Weichen die eigenen Essgewohnheiten jedoch stark von diesem Modell ab, sollte man, unabhängig von Gewichtsproblemen, versuchen die Ernährung zu optimieren.
Kalorien- bzw. Energiedichte
Wer dauerhaft abnehmen möchte, muss mehr Kalorien verbrennen als durch die Nahrung zugeführt werden. Hier liegt ein besonderes Augenmerk auf der sogenannten Kaloriendichte von Lebensmitteln. Die Kaloriendichte gibt an, wie viel Kalorien in jeweils 100 g eines Produktes enthalten sind. Vor allem Obst und Gemüse haben eine niedrige Kaloriendichte; als Faustregel kann hier gelten: Je höher der Wasseranteil ist, desto niedriger ist die Kaloriendichte. Daher empfiehlt es sich zum Beispiel vor dem Hauptgericht einen Salat zu essen, der zwar eine niedrige Kaloriendichte hat, durch sein Volumen aber schon ein Sättigungsgefühl erzeugt. Das gleiche gilt für Gemüsebeilagen, deren Anteil am Essen im Verhältnis möglichst groß sein sollte. Dann kann man im Rahmen einer FdH-Diät die Sättigungsbeilagen des Essens, die eine hohe Kaloriendichte aufweisen, um die Hälfte reduzieren, ohne zu hungern. Das gleiche gilt für den Nachtisch – besser Obst als eine Süßspeise. Besonders Zucker und Fette haben eine sehr hohe Kaloriendichte und sollten nur in kleinen Mengen verzehrt werden. Wer also nicht nur um jeden Preis abnehmen will, sondern sich gleichzeitig gesund ernähren möchte, kommt nicht umhin sich einen Essens-Plan zurechtzulegen, der die genannten Aspekte berücksichtigt. Tabellen mit der Kaloriendichte von Lebensmitteln und Rezepte, die sich für eine FdH-Diät eignen, findet man schnell im Internet oder einschlägigen Kochbüchern bzw. Ernährungsratgebern. In entsprechenden Blogs oder Chats bietet sich die Möglichkeit des Erfahrungsaustausches mit Gleichgesinnten und “Leidensgenossen”. Dort hat man auch die Chance, sich seine Probleme und Rückschläge von der Seele zu schreiben, ohne Familie und Freunde mit dem “Dauerthema Gewichtsprobleme” zu belasten.
Fazit
Mit den beschriebenen Möglichkeiten die FdH-Diät unter Berücksichtigung gesundheitlicher Aspekte alternativ zu anderen Diäten zu machen, kann das Gewicht kurzfristig verringert werden. So zum Beispiel nach einer besonders kalorienreichen Zeit wie Weihnachten, Urlaub etc.. Man sollte sich aber darüber im Klaren sein, dass die persönlich empfundene Lebensqualität unter einem ständigen Hungergefühl stark eingeschränkt sein kann. Essen dient nicht nur der Lebenserhaltung, sondern sollte auch Genuss und Freude bereiten. Eine langfristige Gewichtsreduktion, bei der gleichzeitig die Sinnesfreuden des Essens nicht zu kurz kommen, basiert auf mehr als “Friss die Hälfte”. Dazu gehört eine grundlegende Ernährungsumstellung, weg von ungesunden Dickmachern und hin zu vollwertigen und nährstoffreichen Lebensmitteln in einer dem körperlichen Verbrauch angepassten Menge. Wer sich darüber hinaus noch regelmäßig bewegt und Sport treibt, kann sich auch guten Gewissens ab und zu eine “kleine Kaloriensünde” leisten.