Hexenschuss
Der Hexenschuss ist wohl eines der bekanntesten und häufigsten Leiden. Man geht davon aus, dass bis zu 80% der Menschheit einmal in ihrem Leben einen Hexenschuss erleiden. Aber was genau steckt hinter den quälenden Rückenschmerzen und was sollte man tun, wenn es einen erwischt’?
Hexenschuss Symptome
Der Hexenschuss, auch als Lumbago bezeichnet, tritt meist ganz plötzlich auf. Hiervon leitet sich auch der mittelalterliche Irrglaube ab, der Hexenschuss würde durch den brennenden Pfeil einer Hexe ausgelöst, mit welchem sie ihre Opfer beschieße.
Zumeist kommt es beim Aufrichten aus hockender Position zum plötzlichen, heftigen Schmerz in der Lumbalregion. Daher lautet eine weitere ärztliche Bezeichnung auch akute Lumbalgie. Die Lumbalregion ist hierbei die Lendenwirbelsäule, also der untere Rücken.
Begleitend zu den heftigen Schmerzen wird oft auch eine Unbeweglichkeit oder Steifheit der entsprechenden Region bemerkt, welche den Körper regelrecht dazu zwingt, die Haltung beizubehalten.
Hexenschuss Ursachen
Auch wenn oft befürchtet, ist ein Bandscheibenvorfall eher die Ausnahme bei den Ursachen für einen Hexenschuss. Sehr viel häufiger werden die stechenden Rückenschmerzen durch eine Reizung der Nerven, meist des Ischiasnervs ausgelöst, in deren Folge sich die Muskulatur krampfartig zusammenzieht.
Hiermit beginnt der Teufelskreis des Hexenschusses: Das Krampfen der Muskulatur reizt nämlich den betroffenen Nerv noch zusätzlich, was wiederum zu härteren Krämpfen führt. Für die initiale Reizung der Nerven sind verschiedene Ursachen möglich: So kann beispielsweise eine Gelenkfehlstellung bei Blockierung eines Wirbelgelenks auf die Nervenfasern drücken.
Auch können Zerrungen der Rückenmuskulatur bewirken, dass die entsetzlichen Schmerzen ausgelöst werden. Eine Zerrung des Wirbelgelenks kann dazu führen, dass Wirbel die Nerven reizen, genauso wie eine Vorwölbung der Bandscheibe. In letzter Konsequenz kann auch ein Bandscheibenvorfall zu einem Hexenschuss führen, allerdings zeigt er zusätzlich zu diesen Schmerzen auch andere Symptome.
Bandscheibenvorfall oder Hexenschuss?
Der Bandscheibenvorfall oder Bandscheibenprolaps ist oftmals die größte Furcht eines Patienten mit akutem Lumbago. Dies beruht unter anderem darauf, dass ein Bandscheibenvorfall auch als Ursache für einen Hexenschuss in Frage kommt, da das Vorfallen der Bandscheibe zum Auslösen des bekannten Mechanismus führen kann.
Allerdings ist das vormerkliche Symptom eines Bandscheibenvorfalls im Lendenwirbelbereich ein Schmerz der bei Bewegung durch das Aufeinanderscheuern der Knochen entsteht und sich in Ruhe bessert – ganz anders als beim Hexenschuss.
Drückt der Bandscheibenvorfall tatsächlich unglücklich aufs Rückenmark, ist neben den Hexenschuss-Schmerzen vor allem ein starker Schmerz, welcher in die Beine hinein strahlt zu bemerken. Auch können Kribbeln, Taubheitsgefühle und sogar Lähmungen oder Inkontinenz auftreten. Bei diesen Symptomen muss dringend ein Arzt aufgesucht werden!
Hexenschuss- was tun?
Generell ist es ratsam, wenn man zum ersten Mal einen Hexenschuss erleidet, weitere Symptome auftreten und/oder die Schmerzen übermächtig sind, einen Arzt aufzusuchen.
Hier wird in einer sorgfältigen Anamnese geklärt, ob es sich eindeutig um einen Hexenschuss handelt oder eventuell auch andere Ursachen für den akuten Schmerz in Frage kommen. Gerade bei einer untypischen Symptomatik kann der Arzt es für sinnvoll erachten, mit Hilfe weiterer Untersuchungen auf Ursachensuche zu gehen.
Diese Maßnahmen können verschiedenste bildgebende Verfahren (Röntgen, Computertomographie, Kernspintomographie, Ultraschall) mit einschließen, aber auch Blutuntersuchungen und im extremsten Fall eine Untersuchung des Liquor, also der Hirn- und Rückenmarksflüssigkeit.
Zusätzlich kann der Arzt nicht nur zur Ursachenklärung beitragen, sondern auch mit Rat und Tat bei der Schmerztherapie zur Seite stehen. So können beispielsweise Spritzen gegen starke Schmerzen verabreicht werden oder aber starke Schmerzmittel verschrieben werden.
Denn generell gilt, dass ein Hexenschuss – wenn er durch eine harmlose Ursache und nicht etwa einen Bandscheibenvorfall ausgelöst wurde – von selbst abklingt. Aus diesem Grund wird auch vor allem symptomatisch behandelt und vorrangig versucht, die mit dem Hexenschuss einhergehenden Schmerzen zu nehmen.
Ist der Hexenschuss also ein bekanntes Phänomen und wurden schwerwiegendere Ursachen ausgeschlossen, muss man einen Hexenschuss nicht unbedingt beim Arzt behandeln lassen, sondern kann auf Hausmittel, Übungen, Schmerzmittel und Bewegung zurückgreifen, um die Pein zu lindern.
Hexenschuss Dauer
Aber wie lange müssen die Schmerzen ertragen werden?
Beim Hexenschuss gibt es mehrere Krankheitsverläufe, so dass es schwierig ist, hier eine feste Zeit zu benennen. Vor allem ist die Dauer eines Hexenschusses auch stark davon abhängig, wie man mit ihm umgeht, also welche Therapiemaßnahmen man ergreift.
Generell lässt sich sagen, dass die extremsten Schmerzen nur über die ersten zwei Tage anhalten und sich dann zumindest eine leichte Besserung bemerken lässt. Auch sollte die Einschränkung der Beweglichkeit zu diesem Zeitpunkt langsam abklingen. Allerdings können weiterhin vergleichsweise leichte Schmerzen auftreten, die bis zu zwei Wochen anhalten. Allerdings sei auch gesagt, dass es chronische Verlaufsformen des Lumbago gibt. Schon allein aus diesem Grund sollte man mit länger anhaltenden Schmerzen nach einem Hexenschuss beim Arzt die Ursachen abklären lassen.
Hexenschuss Behandlung
Da der Hexenschuss meist von selbst geht, zielt seine Behandlung vor allem darauf ab, die Schmerzen zu lindern.
Ein Ausnahmefall ist hier ein Hexenschuss, der durch einen blockierten Wirbel ausgelöst wurde. In diesem Fall sollte ein fachkundiger Arzt oder Orthopäde den Wirbel wieder einrenken, um so den Druck vom Nerv zu nehmen.
Zum Zweck der Schmerzlinderung beim Hexenschuss gibt es verschiedene Maßnahmen, die im Folgenden aufgeführt werden sollen – allerdings ist zuerst zu beachten, dass es auch Behandlungsmethoden gibt, welche einen vorliegenden Hexenschuss noch verschlimmern können.
Eine dieser kontraindizierten Behandlungsmaßnahmen bei Lumbago ist die Massage. Auch wenn Massagen bei anderen Arten des Rückenschmerzes helfen können und gerade dafür bekannt sind, Verspannungen zu lösen, verschlimmern Massagen der betroffenen Region einen Hexenschuss, da sie nur zu einer Reizung der betroffenen Nerven führen. Von einer Massage ist also dringend abzuraten!
Besonders kontraintuitiv ist auch, dass beim Hexenschuss gerade Bettruhe die Beschwerden noch verschlimmern kann. Ganz entgegen normaler Annahmen hilft nämlich gerade Bewegung, die Verspannung zu lösen.
Zur Behandlung der Symptomatik existieren viele hilfreiche Methoden. Hier sind die Bewährtesten:
Stufenlagerung ist gerade in der akutesten, schmerzhaftesten Phase des Hexenschuss sinnvoll. Hierbei liegt der Patient mit geradem Rücken auf einer nicht zu weichen Unterlage, während die Beine im 90°Winkel angewinkelt höher gelagert werden. Hierdurch wird die Lendenwirbelregion gestreckt und der Nerv entlastet. Allerdings sollte auch in dieser Position nicht allzu lange verharrt werden – Bewegungslosigkeit ist weiterhin Gift für krampfende Muskeln und eingeklemmte Nerven! Es wird empfohlen, die Stufenlagerung etwa 30 bis 40 Minuten, aber ruhig mehrmals täglich durchzuführen.
Die Einnahme von Schmerzmitteln sollte zusätzlich zur Linderung akuter Schmerzen erfolgen. Insbesondere Wirkstoffe, die gleichzeitig entzündungshemmend wirken (beispielsweise Ibuprofen), verhelfen bald zu relativer Schmerzfreiheit oder zumindest zu einer Linderung der extremen Schmerzen. Sollten die normalen Schmerzmittel aus der Hausapotheke nicht ausreichend wirken, kann ein Arzt stärkere Medikamente verschreiben, oder mit Hilfe einer Spritze direkt in den Rücken injizieren. Auch können krampflösende Mittel verschrieben und eingenommen werden, sollte man es mit einem besonders hartnäckigen Fall krampfender Muskeln zu tun haben. Gerade vor dem zu Bett gehen sollten Schmerzmittel eingenommen werden, da besonders im Liegen die Schmerzen stark zunehmen können und so ein gesunder Nachtschlaf beeinträchtigt wird.
Bewegung hilft nach den akutesten Schmerzen, die Krämpfe zu lösen und die Muskulatur zu lockern. Hierbei sei allerdings von Gewichts- oder Muskelaufbautraining im Fitnessstudio abzuraten, da hierbei die Wirbelsäule eher belastet wird. Leichter Ausdauer- oder Cardio-Sport wie beispielsweise Joggen, kann hingegen durch die Bewegung und die dabei freigesetzten Hormone eine Besserung der Symptomatik bewirken. Allerdings sollten sich nur geübte Sportler zu einem Bruchteil ihres üblichen Programms aufrappeln, da die Gefahr besteht, durch unbekannte oder ungeübte Bewegungen zu einer Verschlimmerung der Symptomatik beizutragen. Für alle anderen empfehlen sich ruhige Spaziergänge und ähnliche leichte Formen der Bewegung.
Für sportlich eher ungeübte Patienten kommt eine Physiotherapie in Frage, bei welcher zusammen mit dem Therapeuten zielgerichtete Übungen ausgeführt werden, die helfen können, die Symptome zu lindern und die Beweglichkeit der Wirbelsäule schnell wieder herzustellen.
Wärmebehandlung ist nicht nur bei Schmerzen außerordentlich wohltuend, sie hat auch den Vorteil, die Durchblutung zu erhöhen und Krämpfe zu lösen. Zur Wärmebehandlung können hierbei nicht nur Kirschkern-, Körner- und Kräuterkissen verwendet werden, sondern auch wärmendes Gel oder Wärmepflaster. Diese haben den Vorteil, auch bei leichter Bewegung die schmerzende Stelle zu wärmen.
Hexenschuss Übungen
Auch selbst kann man bei einigen Formen des Hexenschusses zur schnelleren Genesung beitragen, indem man sehr vorsichtig(!) einige Übungen ausführt, die der Dehnung der Lumbalregion dienen. Sollte die Übung allerdings Schmerzen verursachen, muss sie sofort beendet werden.
Zum Dehnen der Lumbalregion, kann man sich an einem Geländer festhalten und Schritt für Schritt davon zurückweichen, bis der Rücken schließlich parallel zum Boden steht und eine Linie mit den Armen bildet. Bewegt man nun das Becken sehr langsam nach hinten, kann man den Rücken dehnen und dadurch eventuelle Blockaden lösen.
Zum Zweck der Beweglichkeit kann es helfen, die Beine schulterbreit auseinander zu stellen und sanft das Becken kreisen zu lassen. Hierbei ist es wichtig, keine zu starken Bewegungen auszuführen und die Muskeln nicht weiter anzuspannen. Dies ist eine Lockerungsübung und sie sollte nicht mit zu viel Kraft ausgeführt werden.
Hexenschuss Vorbeugung
Um einem Hexenschuss vorzubeugen ist es wichtig, auf seine Rückengesundheit zu achten. Das bedeutet beispielsweise, dass Vielsitzer im Büro ab und an eine Pause einlegen sollten um ihren Rücken zu lockern und bei den Einstellungen von Schreibtisch und Bürostuhl auf eine ergonomische Sitzweise achten sollten. Liegen schon Beschwerden mit dem Rücken vor, sollte über Krankengymnastik nachgedacht werden, welche helfen kann, den Rücken zu stärken und die allgemeine Haltung zu verbessern. Der Königsweg zur Vorbeugung von Rückenbeschwerden ist und bleibt allerdings Sport. Inzwischen werden auch in zahlreichen Fitnessstudios Trainingsprogramme angeboten, die gezielt auf die Rückengesundheit Einfluss nehmen können und zu einem unbeschwerterem Leben verhelfen können. Da Übergewicht eine starke Belastung für den Körper und auch für die Wirbelsäule ist, sollte eine Gewichtsreduktion erfolgen. Insbesondere Frauen mit großer Oberweite haben mit Rückenproblemen zu kämpfen – in diesem Fall können spezielle Büstenhalter einen gewissen Grad an Entlastung bieten.