Joylent – wie gut ist Europas Soylent?
Die Suche nach gesunden, ausgewogenen und gleichzeitig schmackhaften Mahlzeiten kostet dich täglich viel unnötige Zeit und Geld. Der Erfinder von Soylent wollte das ändern indem er einen Shake zusammenstellte, der alle wichtigen Nährstoffe enthält. Den gibt es aber bisher nur in Amerika. Wie gut das Konzept wirklich ist und was die europäische Alternative Joylent kann, erfährst du jetzt.
Artikelübersicht
- Wie Soylent und Joylent entstanden sind
- Wie Joylent zusammen gestellt ist
- Der Grund warum ich nicht auf andere Mahlzeiten verzichten würde
- Wie du Joylent sinnvoll einsetzt
Wie Soylent und Joylent entstanden sind
Der Software Entwickler Bob Rhinehart hatte nicht viel Geld, und vor allem auch keine Zeit, um sich um eine ausgewogene Ernährung zu kümmern. Da die Versorgung mit ausreichend Kalorien, Mineralien und Vitaminen aber sehr wichtig für die geistige Leistungsfähigkeit ist, suchte er Alternativen zur täglichen Suche nach passenden Mahlzeiten.
Schnell kam er auf die Idee, dass es einen Shake braucht, der alles abdeckt was der menschliche Körper über den Tag benötigt. Das spart nicht nur Zeit, sondern auch Kosten. Also schnappte Rob sich die Empfehlungen der amerikanischen Behörde für Ernährung und entwickelte den Soylent Shake.
Die Idee schlug ordentlich ein. Schnell waren Investoren interessiert und auch durch Crowdfunding konnte eine finanzielle Grundlage zur Weiterentwicklung und Vermarktung von Soylent gelegt werden. Der Vertrieb ist aber bisher auf den amerikanischen Markt limitiert.
Da die Rezeptur “open source” ist, bestellte der niederländische Künstler Joey van Koningsbruggen sich die Zutaten, um sich den Shake selbst zusammenzustellen. Nach einigen Blogeinträgen über den Vorgang stieg das Interesse an seinem Shake rasant an und er versuchte die Sache größer zu machen.
Schnell stapelten sich die Säcke mit den Rohstoffen in seiner Wohnung und eine richtige Produktionsstätte wurde eingerichtet. Er gab dem Shake den Namen Jimmyjoy und spendierte dem bisher eher sachlich wirkenden Getränk einen bunten Anstrich.
Die Rezeptur wird immer wieder verfeinert, um noch näher an die optimale Nährstoffversorgung heranzukommen. Zusätzlich verpasste Joey dem Shake die drei Geschmacksrichtungen Banane, Vanille und Schoko.
Wie Joylent zusammen gestellt ist
Grund genug Joylent zu testen. Einige Tage nach der Bestellung, erreichte mich das Paket aus den Niederlanden. Darin enthalten waren je zwei Packungen Joylent der Geschmacksrichtungen Banane, Schoko und Vanille. Sowie sechs kleine Packungen mit Öl und eine Anleitung zum Mischen des Shakes. Mittlerweile wurde das Produkt überarbeitet. Auf die zusätzliche Packungen Öl wird jetzt verzichtet, weil alle nötigen Inhaltsstoffe im Pulver selbst untergebracht werden konnten.
Joylent besteht aus folgenden Inhaltsstoffen:
- Haferflocken
- Soja Mehl
- Maltodextrin
- Vitamin & Mineralzusätze
- Kalziumcarbonat
- Magnesiumoxid
- Salz
- Leinsamenöl
- Olivenöl
Die Basis für den Shake sieht in meinen Augen gut aus. Durch das Mehl und die Haferflocken hat man das Gefühl auch etwas im Magen zu haben das Sättigung auslöst. Alle drei Geschmacksrichtungen sind top, Schoko ist mein Favorit. Der Geschmack ist dabei vergleichbar mit dem von Protein Shakes, allerdings nicht ganz so intensiv. Dazu kommen noch sehr fein gemahlene Haferflocken, die mit im Shake schwimmen und geschmacklich klar erkennbar sind.
Nährwerte
Mit 2108 Kalorien pro Tag können die meisten Menschen ihr Gewicht halten, wenn sie nicht sehr aktiv sind. Selbst wenn du sehr intensiv Kraftsport betreibst, reicht der Shake mit Milch, statt Wasser, vermutlich um deinen Bedarf zu decken.
Frauen die etwas weniger Energie benötigen, können sich einfach einen Teil des Pulvers aufheben. Da es schwierig ist eine Kalorienmenge zu finden mit der jeder optimal bedient ist, hat der Hersteller das richtige Maß getroffen.
Knapp über 50% der Kalorien kommen aus Kohlenhydraten. Darin sind jeweils 30 Gramm Zucker und 30 Gramm Ballaststoffe. Probleme mit deiner Verdauung solltest du also nicht bekommen.
24,5 % der Kalorien des Shakes liefern Proteine. 126 Gramm Eiweiß reichen auf die Kalorienmenge gesehen vollkommen aus. Durch Soja Mehl und Whey ist sowohl pflanzliches, als auch tierisches Protein enthalten und der gesamte Aminosäurenpool abgedeckt.
Die restlichen 25,5 % der Kalorien nimmt Fett ein. Die Quellen dafür sind Leinsamenöl und Olivenöl. Hierzu gibt es in meinen Augen zwei Kritikpunkte die zusammenhängen. Das Verhältnis von Omega 6 zu Omega 3 Fettsäuren sollte im Optimalfall 2:1 betragen. In Joylent beträgt es im Moment 4:1.
Zusätzlich sind die meisten positiven Effekte von Omega 3 auf den Bestandteil EPA und DHA zurückzuführen, welche in Leinöl leider kaum enthalten sind. Mit einigen Fischölkapseln kannst du nicht nur das Verhältnis von Omega 3 zu Omega 6 in Ordnung bringen, sondern auch noch ausreichend EPA und DHA zuführen. Mit 6 Gramm Fischöl gleichst du das Verhältnis aus und führst deinem Körper das nötige EPA und DHA zu.
Vitamine
Die Rezeptur ist darauf ausgelegt die amerikanischen Standards für Mikronährstoffe zu treffen. Hier und da unterscheiden sich die Vorgaben ein wenig von denen der deutschen Gesellschaft für Ernährung. Alle Vitamine sind mit Joylent in ordentlicher Menge abgedeckt.
Vitamin D könnte noch höher dosiert sein, gerade jetzt im Winter. Allerdings schieben die EU-Richtlinien hier einen Riegel vor. Du kannst Vitamin D aber auch selbst noch ergänzen.
Vitamin K ist ein häufiger Mangel in Europa, der oft nicht einmal über eine gute Ernährung ausgeglichen wird. In Joylent ist die 1,5-fache Tagesdosis der DGE enthalten, was ich klasse finde.
Auch die anderen Vitamine unterliegen einer logischen Dosierung. Die europäischen Richtlinien sind in meinen Augen oft etwas zu niedrig angesetzt, die vermeintliche Sicherheit geht hier wohl vor.
Die Versorgung mit Vitaminen durch den Shake ist sehr gut. Wahrscheinlich sogar besser als durch die Ernährung eines durchschnittlichen Bürgers.
Mineralstoffe
Die Mineralstoffmengen basieren ebenfalls auf den Angaben der amerikanischen Behörde. Wie bei den Vitaminen weichen die Empfehlungen aber nur gering von den europäischen ab. Leider wurden bei Magnesium und Zink nicht die besten Rohstoffe verwendet.
Zinkoxid und Magnesiumoxid sind vermutlich günstig zu beziehen, besitzen aber leider eine sehr geringe Bioverfügbarkeit.
Von den 420 mg Magnesiumoxid kann dein Körper nur ca. 10% aufnehmen und verwerten. Magnesiumcitrat wäre eine bessere Wahl gewesen. So wird aus einer gedeckten Tagesdosis schnell ein Mangel. Hier sehe ich noch eine klare Verbesserungsmöglichkeit der Rezeptur. Ansonsten finde ich die Zusammenstellung der Mineralstoffe aber ebenfalls gut gelungen.
Der Grund warum ich nicht auf andere Mahlzeiten verzichten würde
Auf den ersten Blick sieht Joylent wie der perfekte Nahrungsersatz aus. Aber es gibt auch Kritikpunkte. Das Verhältnis von Omega 3 zu Omega 6 habe ich bereits erwähnt.
Auf der Suche nach weiteren möglichen Defiziten bin ich darauf gestoßen, dass Spurenelemente fehlen könnten. Bor konnte ich dabei öfter lesen. Es nimmt unter anderem Einfluss auf den Testosteronhaushalt. Bor kommt zum Beispiel in unserem Trinkwasser vor. Es kommt dabei also darauf an, wo du wohnst. Denn unterschiedliche Wasserquellen weisen einen unterschiedlichen Borgehalt auf.
Zusätzlich ist sowohl in Soylent, als auch in Joylent kein Cholesterin enthalten. Das ist doch gut, sagst du jetzt vielleicht? Leider nicht ganz, da HDL-Cholesterin ein wichtiger Bestandteil für die Herzgesundheit ist.
Des Weiteren gibt es noch Pseudovitamine wie Kreatin die ebenfalls wichtig für deinen Organismus sind. Auch davon fehlen einige im Joylent Shake.
Ein weiteres Problem kann auf Dauer der Kiefer werden. Wenn es sehr lange nichts mehr zu kauen gibt, kann das zu Schmerzen führen. Vielleicht können Kaugummis hier schon die Lösung sein.
Es ist nicht ganz einfach einen absoluten Ersatz für Essen zu mixen. Denn die Abwechslung im Essen gleicht normal sehr viele Mängel aus. Dennoch ist Joylent schon sehr weit was das Vorhaben angeht.
Wie du Joylent sinnvoll einsetzt
Trotz der Kritikpunkte ist Joylent ein gutes Produkt. Ich sehe den Einsatzzweck aber nicht darin die komplette Ernährung durch Joylent zu ersetzen. Es ist aber durchaus vorstellbar eine Diät in den ersten Wochen nur mit Joylent zu betreiben.
Auch auf Festivals oder langen Autofahrten gibt Joylent einen guten Begleiter ab. Mehr gesunde Inhalte als die üblichen Festivalmahlzeiten und Raststätten hat der Shake mit Sicherheit.
Auch wenn du morgens Zeit sparen möchtest, kannst du dein Frühstück durch Joylent ersetzen. Ob ein Shake dieser Art unsere Ernährung für immer ersetzen kann, wird sich wohl erst in Zukunft zeigen.
Vielen Dank für den guten Artikel. Vor allem die Punkte mit der Bioverfügbarkeit finde ich gut. Das ist auch in Bezug auf die anderen Mineralstoffe wichtig, so behindert zB Calcium die Eisenresorption. Es fehlen außerdem auch sekundäre Pflanzenstoffe oder vielleicht auch andere Nährstoffe, die wir nur mikroskopisch brauchen ohne uns vielleicht dessen bewusst zu sein?!
Weiterhin spielt meines Erachtens auch eine Rolle, dass der Körper nach einer Weile keine feste Nahrung mehr verträgt, wenn man immer nur Brei ist. Und wie sich das ggf. auf die Darmkulturen auswirkt ist m.E. auch noch völlig unklar.
Als Ergänzung denke ich, hat dieses Produkt seine Berechtigung und ich denke ich werde das mal probieren, aber 100% wäre m.E. ungesund, da zu einseitig. Für Kranke kann das sicher eine gute Ergänzung der Ernährung sein bzw. als Aufbaunahrung in Ländern mit Hungersnöten. Ansonsten sollte man auch “normal” essen, d.h. feste Nahrung.
Hallo Anna. Ich möchte gerne etwas zu deinem Posting sagen. Das mit der Bioverfügbarkeit sehe ich auch so und auch das mit Calcium und Eisen als Problematik ist sicherlich wichtig und zu beachten. Jedoch wird man trotz allem immernoch Dosierungen davon im Körper haben. Und selbst wenn diese nicht perfekt sind, ist es immernoch mehr (da jeden Tag permanent) als eine gemischte Kost es sonst könnte. Wo die Mengen nämlich viel weiter variieren. Da die Natur die Stoffe nicht so perfekt dosieren kann :) Also wenn du dir Pflanzen zubereitest, bist du genauso wenig perfekt versorgt. Das muss auch gar nicht sein und wird überbewertet. Wichtig ist überhaupt mal daß der Körper überhaupt diese Minerale dauerhaft zur Verfügung hat finde ich.
Abseits davon ist mir aber etwas aufgefallen (Mikronährstoffe und sekundäre Pflanzenstoffe ist noch viel zu wenig erforscht um darüber eine Aussage treffen zu können. Finde ich gut daß du hier nur vorsichtig argumentierst). Das mit der potentiellen Gefahr eine normale Verdauung zu verlernen, wenn man stetig Brei zu sich nimmt, halte ich für Unsinn. Wenn du mal weiter denkst bemerkst du nämlich, daß alles was du isst durch deine Zähne zu Brei zerkaut wird und der Darm gerade dann die Nährstoffe wenn du gut kaust viel besser aufnehmen kann. Ebenso zersetzt die Magensäure die Speisen noch weiter zu einem Brei nach dem Kauen bevor die Masse in den Darm gelangt. Dort zersetzen Enzyme und die Magensäure die Speisen in ihre Einzelteile und spalten Dinge auf bzw. bereiten die Aufnahme vor über den Prozess. Im Darm kommt also so oder so eh nur Brei an, egal was du oben einfüllst xD Wie du siehst musst du dir also deswegen null Sorgen machen! :) Was allerdings bedacht werden sollte ist das mit dem Kaumuskel. Kaugummi sollte man also schon ab und zu zum Training der Kaumuskulatur kauen. Damit diese nicht verkümmert und schmerzt wenn man mal normal isst. Und damit die Zähne auch immer schön ins Zahnfleisch gedrückt werden und gesund und fest in selbigem sitzen bleiben :) Für die Zahngesundheit ist kauen unbedingt vorgesehen. Es fördert die Durchblutung des Zahnfleisches durch die zyklenhafte Druckbelastung und hält die Zähne gesund und fest im Zahnfleisch. Sonst könnte alles etwas lockerer werden und der Zahnverfall begünstigt werden wenn die Zucker im Produkt mit den Bakterien im Mund noch leichter Karies an empfindliche Zahnstellen bringen können. Aber auch ohne Kaugummi kann man es gut machen. Einfach Joylent nicht nur runterschlucken, sondern genauso immer schluckweise in den Mund und einfach kauen dabei. Dank der Faserstruktur im Getränk ist es sowieso angenehmer dabei zu kauen. Weil das faserige darin irgendwie zum kauen verleitet (zumindest bei mir xD). So kann man feste zubeißen (Zähne auf Zähne aber nicht zu fest also nicht übertreiben) und sanft durch zusammenbeißen und fake kauen (ohne Schleifbewegungen damit man die Zähne nicht schädigt auf Dauer!) die Zahngesundheit erhalten. Ist keine große Sache eigentlich. Ebenso kann man natürlich neben Joylent auch normal noch Dinge essen ab und zu. Das eine schließt das andere ja nicht aus. Es kann sich sogar prima miteinander ergänzen. Man sollte das so machen wie man sich wohl fühlt und geliebte Mahlzeiten muss man ja auch nicht auslassen :) Ich finde Joylent jedenfalls klasse und ich werde es auch weiter konsumieren. Vorallem weil die Geschmäcker nicht zu penetrant sind, also einem nicht über kommen (mir zumindest nicht). Hatte das mittlere Paket für 10 Tage und muss sagen mit Rotation der Sorten fand ich es durchwegs immer angenehm und lecker. Die große Mehrheit unserer Bevölkerung hat wohl eine starke Mangelernährung und Joylent wäre da ein gewaltiger Schritt nach vorne. Selbst wenn nicht perfekt, bietet es doch alle Stoffe an. Wenigstens hat der Körper von allem dann immerhin schon mal etwas und das ist immer besser als gar nichts :)
Hallo Thomas,
danke für den interessanten Artikel, der Kommentar von Clarissa ist auch klasse.
Ich selbst habe auch mit Joylent angefangen, das ich auch immernoch von zeit zu Zeit konsumiere (wegen der Kosten). Bin aber mittlerweile bei den Bio-Alternativen gelandet. Dadurch dass diese aus natürlichen Zutaten hergestellt werden, sollte die Bioverfügbarkeit viel eher gewährleistet sein, als bei den komplett künstlichen Varianten. Sagen zumindest die Hersteller (lol). Leuchtet mir aber auch sehr ein.
Ich trinke daher mittlerweile meistens nur noch Trinkkost (www.trinkkost.de) und Ambronite (www.ambronite.com) und nur noch sporadisch Joylent und hoffe, dass das meine Ernährung noch mehr verbessert. Außerdem habe ich dadurch mehr Abwechslung als nur mit den verschiedenen Joylent-Geschmäckern. Sowohl Trinkkost (fruchtig-frisch) als auch Ambronite (algig-grün) sind da nämlich ganz eigenständig und beide ganz anders als Joylent, so dass ich dadurch schon viel mehr Varianz in der Ernährung habe. Vor allem sind die Flaschen bei Trinkkost super praktisch, wenn man mal spontan gar keine Zeit für eine Mahlzeit hat. Ich habe die erst vor kurzem gefunden, die scheinen noch recht neu auf dem Markt zu sein.
Leider sind die etwas teurer als Joylent, wobei Trinkkost geht noch, Ambronite ist sehr teuer, dafür eben beides Bio. Deswegen wechlse ich das mit Joylent ab.
Jedenfalls würde mich mal interessieren, was du/ihr von sowas haltet – ich durchstöber schon den ganzen Morgen das Netz und finde da nicht sooooo wahnsinnig viel sinnvolle Meinungen zu. Und habe selber auch nicht soviel Ahnung *LACH!*.
Bio wäre zwar schön, aber ich muss auch auf mein Geld gucken und Joylent mit 5€ am Tag ist da eben einfach mein Budget :(
Ich könnte auch noch höher gehen, aber dann hätte ich sonst nix mehr für andere wichtige Dinge X.x Also für mich bleibt nur Joylent und die anderen kommen preislich nicht mehr infrage. Auch 5€ ist schon so ziemlich das äußerste was ich investieren möchte. Dafür bekäme ich nämlich schon 5 Säcke Pommes am Tag xD Nur um mal einen Vergleich zu ziehen, wieviel Nahrung man sonst so bekommt für 5€ :) Wenn man sehr haushalten möchte, ist Joylent trotzdem noch vertretbar. Aber eben viel gesünder als ständig TK Pizza und Pommes usw. xD
Und auch die Kalorien sind dann sehr überschaubar und besser planbar! :)